Google+ gibt auf

● 02.03.2019 | DEUTSCHLAND

Nach der Ankündigung im vergangenen Dezember folgen jetzt Taten: Am 2. April 2019 schließt das Soziale Netzwerk Google+. Die Zugänge zu den Privatkonten werden gesperrt, die Inhalte gelöscht. Wie konnte es soweit kommen?

Google startete sein soziales Netzwerk durchaus erfolgreich. Das war 2011. Binnen kürzester Zeit war es zu einem ernsthaften Facebook Konkurrenten herangewachsen. Unternehmen begannen das Netzwerk für den strategischen Aufbau ihrer Marke zu nutzen. Und zwar zusätzlich zu ihrem Facebook-Account. Mit oft vollständig identischen Inhalten. Ob sich das Ziel erfüllte, mit der Nutzung eines Google+ Kontos das Ranking der Firmen-Website in der Suchmaschine Google beeinflussen zu können, darüber stritten SEO-Experten.

 

Die Gründe der Schließung

Google gab am 30.01.2019 zwei Gründe auf, warum das Netzwerk geschlossen wird: Die geringe Nutzung und die Herausforderungen der Weiterentwicklung des Netzwerkes. Ob letztlich damit Kosten oder fehlende Ideen gemeint sind um im Wettbewerb zu bestehen, ließ der Anbieter offen.

Die Resonanz auf das Ende des sozialen Netzwerkes fällt in den digitalen Medien unterschiedlich aus. Nutzer sind frustriert, dass ihre Inhalte Profile, Fotos und Videos einfach gelöscht werden und suchen Hilfe bei der Datenrettung. Andere reagieren mit Spott, weil das Netzwerk zunehmend in die Kritik geriet. Datenlecks in der Vergangenheit offenbarten Sicherheitsmängel, die Google nur zögerlich öffentlich bekannt gab. Ein Vertrauensverlust bei den Nutzern war die Folge.

Google+ informiert seine Nutzer: support.google.com

 

Schade, eigentlich …

Ich bedaure die Schließung von Google+, auch wenn ich es wenig nutzte. Die Plattform war ein ernstzunehmender Konkurrent von Facebook. Ihr Ende bedeutet, Facebook wird noch mächtiger werden. Im IV. Quartal 2018 nutzten 32 Millionen Deutsche das Netzwerk insgesamt, 23 Millionen nutzen es täglich. Einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zeigen die Nutzerzahlen, die Statista im März 2019 veröffentlichte: statista.com.

 

Ein Soziales Netzwerk verabschiedet sich – und nun?

Der Mitbewerber Google+ auf dem Markt der Sozialen Netzwerke verabschiedet sich. Facebook bleibt unangefochten der Platzhirsch in Deutschland – obwohl der Cambridge Analytica Skandal 2018 für Aufsehen sorgte. Was nicht nur mich und meine Kollegen wundert: Ein Vertrauensverlust fand dadurch bei deutschen Facebook Nutzern nicht statt. Ganz im Gegenteil. Facebook baut seine Marktmacht sogar aus. Das zeigen die starken Zuwächse bei Instagram, seit 2012 Bestandteil des Facebook-Universums.

Aber: Nichts hält ewig. Im Internet schon mal gar nicht. Wer die Lücke von Google+ füllen wird, werden wir nächstes Jahr wissen.

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